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Interview mit dem Live-Streaming Festival GR-Live

3.5.2020

David Blum

Interview mit dem Live-Streaming Festival GR-Live - Der Eventfrog Blog
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Was macht man, wenn man keine Veranstaltungen mehr durchführen darf? Wie kann man trotzdem kreativ sein, obwohl ein Versammlungsverbot verhängt wurde? Ein kleines Team von Kreativen und Machern aus dem Graubünden sagten sich «Miar packen das!» und stellten innert kurzer Zeit ein kleines aber feines Streaming-Festival auf die Beine. 

Wie das Team diesen tollen Streaming-Event hochwertig und professionell produziert hat und wie erfolgreich das Ganze über die Bühne ging, das wollten wir vom Organisator und Fotografen Mattias Nutt wissen. Ein grossartiges Beispiel, wie man in einer solchen Krise trotzdem etwas tun kann. 

Mattias Nutt

Mattias Nutt

ist seit mehreren Jahren selbständig als Fotograf, u.a. für World Economic Forum und Schweiz Tourismus. Wohnhaft in Chur, für Aufträge in der ganzen Schweiz unterwegs. 

 

Tschau Mattias. Vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst, dass ich dich kurz mit ein paar Fragen löchern darf. Bevor ich dir aber Fragen zu dem Streaming-Festival stelle: der Corona-Virus hat zur Zeit die Welt fest im Griff. Wie erlebst du diese Zeit in deinem privaten Umfeld?

Einerseits schwierig, dass man nicht weiss wie lange alles geht, die vielen fehlenden persönlichen Kontakte und Treffen, schwierig auch, einen guten Umgang zu finden mit der eigenen Familie (verschiedene Haushalte). Und andererseits, viel neue Zeit, mit der man fast gezwungen wird, sie neu zu nutzen.

Du bist seit beinahe zehn Jahren als Fotograf tätig. Welche Auswirkungen hat diese Krise auf dein Geschäft?

Ich bin Einzelunternehmer. Es gab ein paar schmerzhafte Absagen und Verschiebungen. Schwierig auch die Unsicherheit bei Privat- und Businesskunden. Aber ich habe einen guten Kundenmix, pflege mein Netzwerk, engagiere mich in sonstigen Projekten, bin fotografisch breit aufgestellt und habe wieder erste Zusagen für nach den Sommerferien. Ich bin zuversichtlich.

Wie kommt nun ein Fotograf auf die Idee, ein Live-Streaming Festival auf die Beine zu stellen?

Mittel zum Zweck: ich will fotografieren. Von einem Tag auf den anderen viel mehr Zeit zur Verfügung und dann die Frage, was machst du draus. Gleichzeitig poppten viele Insta-Livestreams auf, in oft schlechter Qualität. Und in meinem Netzwerk gibt’s eine Firma die solche Livestreams professionell macht und dann stand die Idee sehr rasch. Ein Treffen und die Sache kam ins Rollen.

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Ihr konntet nebst 77 Bombay Street auch viele andere grossartige Künstler begeistern bei euch mitzumachen. Wie habt ihr das in der kurzen Zeit angestellt?

Wir vier OK-Mitglieder haben einfach ein paar Künstler angeschrieben, die wir persönlich kannten, erhielten aber auch Absagen. Wir haben ein gutes Konzept geschrieben, etwas Gelder organisiert und die Idee des Ticketverkaufs im Hinterkopf, bei der ich überzeugt war, dass es funktionieren wird.

Wie ich gesehen habe, wurden die Aufzeichnungen und Live-Streams professionell mit Ton und Bild in einer grossen Halle aufgezeichnet. Wie viel Aufwand steckte da dahinter?

Für die Coronazeit haben wir extra diese Bühne mit der ganzen Technik gebaut. Wir dürfen nun für Kunden wie Migros, FC St. Gallen oder auch TV Südostschweiz diverse Produktionen ausführen. Und wir nutzten diese Technik dann auch für GR-Live.  

Der grösste Aufwand waren für uns vor allem die Personalkosten. Es waren für GR-Live 10 Personen im Einsatz. Das waren Kameraleute, Ton- und Lichttechniker, Regisseur, Assistent, Fotograf und die Moderatorin Miriam Janesch.

Einige Aufnahmen wurden ja vor dem Live-Streaming aufgezeichnet, andere Darbietungen wurden aber live gesendet und moderiert. Warum habt ihr euch für diese Mischung entschieden?

Die aktuellen Hygiene- und Abstandsvorschriften haben wir rigoros umgesetzt und alles entsprechend in unserer Halle so eingerichtet. Von den 9 Auftritten hatten wir 6 vorproduziert, um am Live-Abend selber nicht zu viele Künstler und Leute vor Ort zu haben. 

Das Live-Streaming konnte kostenlos auf gr-live.ch angeschaut werden. Parallel dazu habt ihr aber auch einen Ticketverkauf für eine Art Freie Kollekte bei uns aufgesetzt und unter dem Stream eingebunden. Hat der Ticket-Verkauf in diesem Setup gut für euch funktioniert?

Sehr gut sogar; wir haben 4 Ticketkategorien definiert, wir konnten bis am Ende Abend über 200 Tickets verkaufen und haben so ca. 6500.- eingenommen. Zu unserem Erstaunen konnten wir sogar einige SuperFan-Tickets (99.-) und Festivalpässe (50.-) verkaufen. Diese Einnahmen decken, zusammen mit den Sponsorenbeiträgen, leider noch nicht alle Ausgaben die wir hatten; wir haben ja auch allen Künstlern Gagen bezahlt. Der Ticketverkauf läuft deshalb noch weiter; es folgt noch eine Ausstrahlung bei TV Südostschweiz am 26.4. um 18 Uhr.

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Auf euren Social-Media-Kanälen habt ihr den Vorverkauf und während des Events super begleitet und auch Erfolgszahlen kommuniziert. Wie erfolgreich war GR-Live für euch in Zahlen?

Über 200 verkaufte Tickets, über 6500.- Ticketeinnahmen, über 3300 Seitenaufrufe von gr-live.ch nur an diesem Abend (dort war der Livestream eingebettet), knapp 4h Inhalte produziert. Es war ein reines Experiment, kaum Erfahrungswerte vorhanden, wir haben gut geplant und dann Gas gegeben.

Nebst der Statistik und dem Geld: durch welche sonstigen Erfahrungen wurdet ihr von diesem Projekt bereichert?

Wir sind sehr dankbar über den grossen Support vieler Leute und Freunde und die Sponsorenzusagen. Wir konnten innerhalb von 4 Wochen mit einem neu zusammengesetzten Team die Idee aufgleisen und umsetzen, erlebten bereichernde persönliche Begegnungen mit den Künstlern, hatten viel Spass und konnten drei Eventbereiche in neuer Form kombinieren – ein Live-Festival ohne Besucher vor Ort.

Du hast nun viel auch über die positiven Erfahrungen erzählt. Was lief nicht ganz so, wie du es erwartet hast?

Wir rechneten mit etwas mehr Tickets, da die Netzwerke und Kreise von uns und den Künstlern doch recht gross sind und wir viele Leute persönlich kennen; zumal die Tickets ab 10.- auch günstig waren. – die sehr kurze Bekanntmachungszeit war eine grosse Challenge, auch, um Sponsoren zu finden.

Wir hoffen bei Eventfrog natürlich, dass bald wieder richtige Veranstaltungen möglich sind. Doch Stand heute geht unsere Gesundheit vor. Wenn du zum Schluss anderen Veranstaltern, Künstlern und Fotografen einen Tipp für die schwierige Zeit mit auf den Weg geben könntest, wie würde der lauten?

Kontakte pflegen, neue oder bisherige Ideen versuchen umzusetzen, mutig sein.

Vielen Dank für das spannende Interview und natürlich die tollen Bilder, Mattias. Wir ziehen den Hut vor dem tollen Abend, den ihr uns zuhause auf die Bildschirme gezaubert habt und sind gespannt auf die zukünftigen Projekte von dir und deinen Partnern.

Vielen Dank Eventfrog für überhaupt die Möglichkeit, mit einer coolen und innovativen Plattform Tickets verkaufen zu können – die vielen Einstellmöglichkeiten auf der Plattform haben uns sehr unterstützt.

Fotos-Credit: Mattias Nutt


Die ganze Aufzeichnung des Festivals kann man hier nachschauen und hören: