Vortrag zur Veranstaltungsreihe «Im Namen des Volkes? Über Macht, Mehrheit und Recht»
Der neapolitanische Rechtsphilosoph Giambattista Vico (1660-1744) schrieb in seiner Habilitationsschrift, jedes Urteil sei ungerecht, weil es nicht alle Umstände berücksichtigen könne. Kein Wunder, dass die Schrift nicht angenommen wurde. Tatsächlich sind alle, die sich täglich mit Rechtsfragen auseinandersetzen müssen, mit der Spannung zwischen Gerechtigkeit und Recht konfrontiert, die die Spannung zwischen dem Individuum und der Gesellschaft und diejenige zwischen dem Besonderen und dem Allgemeinen widerspiegelt. Im Vortrag wird mit einem Seitenblick auf das talmudisch-jüdische Recht die Frage erörtert, ob diese Spannungen obligatorisch und unauflöslich oder ob sie «bloss» Abkömmlinge eines bestimmten, der griechischen Philosophie entstammenden Denkens sind. Anders gefragt: Könnte ein Denken der Ausnahme einen Ausweg aus diesen Sackgassen bieten?
Mit: Daniel Strassberg, Dr. med./Dr. phil, Psychiater, Psychoanalytiker und Philosoph
Eintritt: frei, Kollekte