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WHO CARED

WHO CARED Humboldt Forum, Schloßplatz, 10178 Berlin Tickets

Credits: WHO CARED Visual © WHO CARED / Masala Movement e. V.

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Humboldt Forum, Berlin (DE)

Generationen-Gespräche über Heimat und Care-Migration

Pflegenotstand und Care-Migration sind kein neues Phänomen. Bereits in den 1960er- und 70er-Jahren wurden systematisch Menschen aus dem Ausland in die Bundesrepublik vermittelt, um die Personallücke im Pflegesektor zu schließen. Die meisten von ihnen kamen aus Südkorea, den Philippinen und Indien. Ihre Erfahrungen prägen die deutsche Geschichte – bleiben jedoch oft unsichtbar.

WHO CARED macht diese Geschichten sichtbar: In Videoporträts hält das Online-Archiv die Lebensgeschichten dieser Frauen fest, die vor mehr als 60 Jahren ihre Heimat verließen, um in der Pflege zu arbeiten. Das Besondere: Interviewt werden sie von ihren Kindern, Enkeln oder Nichten und Neffen.

Mit einem Fokus auf Care-Migration aus dem südindischen Kerala, sprechen Urmila Goel und Viola Mattathil-Reuther über die Erforschung dieser Einwanderungsgeschichte – und was wir aus ihr für die Gegenwart lernen können, in der Deutschland wieder vermehrt Menschen aus Indien und anderen Ländern als Pflegekräfte anwirbt. Im Alter von 16 Jahren kam Thressiamma Arackal im Jahr 1975 selbst aus Kerala in die Bundesrepublik, arbeitete 40 Jahre als Krankenpflegerin in Hamm (Westf.) und gründete eine Familie. Bei einem Gespräch mit ihrem Sohn Abhilash berichtet sie von

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Generationen-Gespräche über Heimat und Care-Migration

Pflegenotstand und Care-Migration sind kein neues Phänomen. Bereits in den 1960er- und 70er-Jahren wurden systematisch Menschen aus dem Ausland in die Bundesrepublik vermittelt, um die Personallücke im Pflegesektor zu schließen. Die meisten von ihnen kamen aus Südkorea, den Philippinen und Indien. Ihre Erfahrungen prägen die deutsche Geschichte – bleiben jedoch oft unsichtbar.

WHO CARED macht diese Geschichten sichtbar: In Videoporträts hält das Online-Archiv die Lebensgeschichten dieser Frauen fest, die vor mehr als 60 Jahren ihre Heimat verließen, um in der Pflege zu arbeiten. Das Besondere: Interviewt werden sie von ihren Kindern, Enkeln oder Nichten und Neffen.

Mit einem Fokus auf Care-Migration aus dem südindischen Kerala, sprechen Urmila Goel und Viola Mattathil-Reuther über die Erforschung dieser Einwanderungsgeschichte – und was wir aus ihr für die Gegenwart lernen können, in der Deutschland wieder vermehrt Menschen aus Indien und anderen Ländern als Pflegekräfte anwirbt. Im Alter von 16 Jahren kam Thressiamma Arackal im Jahr 1975 selbst aus Kerala in die Bundesrepublik, arbeitete 40 Jahre als Krankenpflegerin in Hamm (Westf.) und gründete eine Familie. Bei einem Gespräch mit ihrem Sohn Abhilash berichtet sie von ihren Erfahrungen. Die beiden geben Einblicke in die Archivierungs- und Erinnerungsarbeit von WHO CARED. Dazu gibt es Getränke an der Bar und die passende Musik von Manoj Kurian.

Welche Grenzen zieht Migration zwischen den Erfahrungswelten zweier Generationen? Welche Sehnsüchte prägen sie? Wie schauen die ehemaligen Krankenschwestern auf Pflege, Migration und ihre eigene Geschichte?

Thressiamma Arackals Geschichte und zwei weitere Filme des Projektes sind noch bis Juli in der Ausstellung des Jahresprogramms Beziehungsweise Familie im Humboldt Forum zu sehen.

Beteiligte

Abhilash Arackal ist Kultur- und Musikmanager aus Köln. Er tritt als Organisator, Veranstalter, Kulturakteur und Musiker auf und bewegt sich dabei zwischen Pop und Transkultur. Die Migrationsgeschichte der indischen Krankenschwestern findet sich auch in seiner Familiengeschichte wieder, weshalb er sich für mehr Repräsentation indischer und süd-asiatischer Perspektiven einsetzt. Dazu gehört auch das Projekt WHO CARED: Diesen Teil deutscher Geschichte sichtbar zu machen und damit zur Erinnerungskultur beizutragen, ist ihm eine Herzensangelegenheit.

Thressiamma Arackal ist 1975 aus dem Ort Vaddekkencherry in Kerala (Süd-Indien) nach Deutschland gekommen, um die Krankenpflege-Ausbildung zu absolvieren. Mit 16 Jahren verließ sie ihr Elternhaus und arbeitete insgesamt 40 Jahre in der St. Barbara-Klinik im Hamm (Westf.). In dieser Zeit gründete sie eine Familie und brachte drei Kinder zur Welt. Heute ist sie nicht mehr berufstätig, dem Krankenhaus jedoch immer noch verbunden: Als ehrenamtliche Seelsorgerin geht sie weiterhin regelmäßig in das Haus ein und aus, in dem sie vor 50 Jahren ihre Ausbildung begann. Es ist ihr ein Anliegen, ihren Werdegang sowohl für ihre Nachfahren als auch für die Gesellschaft in Deutschland zu dokumentieren. Deshalb hat sie gemeinsam mit ihrem Sohn Abhilash ihre Geschichte für das Online-Archiv WHO CARED festgehalten.
Im Rahmen der Ausstellung des Jahresprogramms Beziehungsweise Familie ist ihre Geschichte noch bis Juli 2026 im Humboldt Forum erfahrbar.

Urmila Goel ist Kulturanthropologin und Vertretungsprofessorin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit den späten 1990ern forscht sie zur Migration aus Indien nach Deutschland und hat dazu umfangreich veröffentlicht. Am Anfang des Forschungsinteresses stand ihr eigenes Aufwachsen als Tochter eines Migranten aus Haryana und ihr Engagement in der indo-deutschen Jugendarbeit. Je mehr sie sich mit den Geschichten der Krankenschwestern aus Kerala, die immer Teil ihres Lebens waren, beschäftigte, desto mehr war sie von dieser Migrationsgeschichte fasziniert. Sie begann, sich wissenschaftlich damit zu beschäftigen, Material zu erheben und die Idee eines Oral History-Archivs zu entwickeln. Bei WHO CARED hält Urmila den größeren Kontext im Blick, pflegt die Verbindung zur Wissenschaft und unterstützt Teilnehmende bei der Interviewführung.

Viola Mattathiel-Reuther ist Verwaltungsjuristin mit einem starken Gerechtigkeitssinn und Neugier auf die deutschen Migrationsgesellschaft. Sie hat in Strafrecht promoviert und setzt sich dafür ein, dass jeder Mensch eine faire Chance erhält. Viola stammt aus einer Familie mit vielen starken Frauen, die Beruf und Mutterschaft immer zusammen gedacht haben. Bei WHO CARED kümmert sie sich um alle juristischen Fragen etwa zu Urheberrecht, Datenschutz und mehr.

Manoj Kurian Kallupurackal ist freischaffender Markenberater, Designer und Social Entrepreneur. Seine Expertise erstreckt sich von Mediengestaltung über die Entwicklung von Kommunikationskonzepten bis hin zum Aufbau von Marken und Communities. Nach langjährigen Tätigkeiten in Indien, Malaysia, Ägypten und der Schweiz, lebt und arbeitet er heute wieder in seiner Heimatstadt Köln. Als Gründer der gemeinnützigen Plattform Masala Movement und Kurator verschiedener Kulturprojekte und Veranstaltungsformate möchte er Räume für postmigrantische Perspektiven schaffen, an denen Vielfalt und Identität zelebriert werden – mit Respekt vor der Vergangenheit und frischen Perspektiven für die Zukunft. Seine transkulturelle Identität fließt auch durch seine Musik – als DJ selektiert und kombiniert er auf unkonventionelle Weise Sounds von Folklore und Fusion bis hin zu globalen Electronic Beats. Bei WHO CARED ist Manoj zuständig für die Kreativleitung. Als Sohn einer Krankenschwester mit Migrationshintergrund möchte er die Erfahrungen von Frauen wie seiner Mutter sichtbar machen – mit dem Wunsch, dass ihre Lebenswege und Beiträge als wichtiger und selbstverständlicher Teil der deutschen Geschichte gewürdigt werden.
Für das Projekt hat Manoj seine Mutter zu ihrer Lebensgeschichte befragt. Der Interview-Film ist noch bis Juli in der Ausstellung des Jahresprogramms Beziehungsweise Familie im Humboldt Forum zu sehen.

Julia Wadhawan ist von Beruf aus Journalistin & Autorin. Ihr Vater kommt aus Indien, ihre Mutter kam mit zehn Jahren als Spätaussiedlerin nach Deutschland. Dass sie ‚Migrationshintergrund‘ hat, war ihr trotzdem lange nicht klar – schließlich ist sie in Deutschland geboren und aufgewachsen. Erst als Journalistin in Indien setzt sie sich damit auseinander. Von dieser Reise und identitätspolitischen Debatten zwischen zwei Ländern, die auf den ersten Blick unterschiedlicher wirken als sie sind, erzählt ihr erstes Buch „Sag mir nicht, wer ich bin“ (2022, dtv). Der Prozess hat ihr gezeigt, wie heilsam und spannend es sein kann, mit den eigenen Eltern über ihre Geschichte zu sprechen – und wie wichtig dieses Verständnis für gesellschaftliche Debatten ist. Das ist nur ein Grund, warum ihr WHO CARED am Herzen liegt. Im Team behält Julia den Überblick und kümmert sich um alles, was mit Text zu tun hat.

- kostenfrei
- Sprache: Deutsch
- Ort: Mechanische Arena im Foyer
- Teil von: SPÄTI
- Gehört zu: Beziehungsweise Familie

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Veranstalter:in

Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss

Total: XX.XX

Infos

Ort:

Humboldt Forum, Schloßplatz, Berlin, DE