Eva Patarak, eine entlassene Kräuterladenverkäuferin, wehrt sich in einem Brief an die Justizministerin dagegen, zur Figur in einem Roman zu werden. Silke Aschwander ist diese unverschämte Autorin, die als Lateinlehrerin mit ihrem Unterricht zu Verhütungsmethoden und Todesarten im alten Rom eine entsetzte Mutter gegen sich aufbringt. Wir spüren Agrippina und Boudica nach: Hier die Mutter von Kaiser Nero, die der Sohn zum Dank in einem Hinterhalt ermorden lässt. Da die Kämpferin der Britannier, die nach ihrer und ihrer Töchter Vergewaltigung ihr Volk im Aufstand gegen die römischen Besatzer anführt und stirbt. Frauen in der Antike, Frauen in der Gegenwart. Mütter, die beschützen, kämpfen und ermordet werden.
Ursula Krechel springt in ihrem neuen Roman zwischen Zeiten, Erzählebenen, Stimmen, Wörterlisten und Briefen und legt unbeirrt und sprachgewaltig die politischen Fragen der Gegenwart offen.
Ursula Krechel, geboren 1947, war Theaterdramaturgin. Sie lehrte an der University St. Louis und ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Ihr Gesamtwerk wurde 2025 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin.