Prima Facie

Prima Facie ${eventLocation} Billets

Credits: Lauretta Suter

Début:

Tessa ist Strafverteidigerin. Sie ist gut in ihrem Beruf. Sehr gut sogar. Für sie ist die Suche nach Wahrheit ein Spiel, das gewinnt, wer die besten Argumente präsentiert und die Jury damit überzeugt. Und Tessa gewinnt meistens. Die Frage nach Schuld oder Unschuld ihrer Klient*innen interessiert sie nicht. Auch von den Sexualstraftätern, die sie verteidigt, will sie keine Ehrlichkeit; es würde ihr Spiel zerstören. Deren Opfern gegenüber bleibt sie freundlich, doch sie ist keine moralische oder soziale Instanz. Sie repräsentiert das Recht, und das basiert auf den wahrscheinlichsten und plausibelsten Fakten.

Dann wird Tessa von ihrem Freund vergewaltigt. Nach einer durchzechten Nacht und vorherigem einvernehmlichem Sex. Tessa weiss, dass sie nicht einverstanden war. Sie weiss, dass er wusste, dass sie es nicht wollte. Tessa geht zur Polizei und zeigt ihn an. Aber was dann? Was ist ihr Wissen gegen verschwommene Erinnerungen, was ist ihr Gefühl gegen seine Fakten, die genauso wahr sein könnten wie die ihren? Tessa erlebt nun von der anderen Seite aus ein Rechtssystem, das auf dem «Gebot der logischen Konsistenz von Aussagen» basiert. Doch ihre Erfahrungen sexualisierter Gewalt entsprechen keiner juristischen Wahrheit. Aber Tessa erhebt ihre Stimme, für sich und für alle, denen

...

afficher plus

Tessa ist Strafverteidigerin. Sie ist gut in ihrem Beruf. Sehr gut sogar. Für sie ist die Suche nach Wahrheit ein Spiel, das gewinnt, wer die besten Argumente präsentiert und die Jury damit überzeugt. Und Tessa gewinnt meistens. Die Frage nach Schuld oder Unschuld ihrer Klient*innen interessiert sie nicht. Auch von den Sexualstraftätern, die sie verteidigt, will sie keine Ehrlichkeit; es würde ihr Spiel zerstören. Deren Opfern gegenüber bleibt sie freundlich, doch sie ist keine moralische oder soziale Instanz. Sie repräsentiert das Recht, und das basiert auf den wahrscheinlichsten und plausibelsten Fakten.

Dann wird Tessa von ihrem Freund vergewaltigt. Nach einer durchzechten Nacht und vorherigem einvernehmlichem Sex. Tessa weiss, dass sie nicht einverstanden war. Sie weiss, dass er wusste, dass sie es nicht wollte. Tessa geht zur Polizei und zeigt ihn an. Aber was dann? Was ist ihr Wissen gegen verschwommene Erinnerungen, was ist ihr Gefühl gegen seine Fakten, die genauso wahr sein könnten wie die ihren? Tessa erlebt nun von der anderen Seite aus ein Rechtssystem, das auf dem «Gebot der logischen Konsistenz von Aussagen» basiert. Doch ihre Erfahrungen sexualisierter Gewalt entsprechen keiner juristischen Wahrheit. Aber Tessa erhebt ihre Stimme, für sich und für alle, denen Gerechtigkeit im gegenwärtigen Recht nicht zukommt.

Die australische Juristin und Autorin Suzie Miller hat mit «Prima Facie» ein international gefeiertes Stück über die patriarchalen Strukturen des Rechtssystems geschrieben. Regisseurin Rebekka David zerlegt diese Konstruktion und zeigt dabei eine vielschichtige Tessa, für die es nicht nur um die Frage nach Recht und Unrecht, Wahrheit und Lüge geht, sondern um ihr Überleben.

afficher moins

Nom Date / Heure Lieu