Das St.Galler Volkshaus an der Lämmlisbrunnenstrasse 41 wurde 1899 in nur einem Jahr erbaut und zählt zu den ersten Volkshäusern der Schweiz. Es entstand aus dem Engagement des Allgemeinen Arbeiterbildungsvereins, der sich der Bildung und Selbstermächtigung der Arbeiterschaft verschrieben hatte.
1929 übernahm eine gewerkschaftlich organisierte Genossenschaft das Haus. Damit wurde es zur zentralen Anlaufstelle für Gewerkschaften und die Sozialdemokratische Partei in der Ostschweiz – ein Symbol für das enge Bündnis zwischen politischer Linker und Arbeiterschaft.
Neben politischen Funktionen spielte das Volkshaus auch eine soziale Rolle: ein Brotladen versorgte Arbeiter günstig, und das Restaurant entwickelte sich in den 1990er-Jahren zum beliebten Kulturort. Die oberen Stockwerke bieten bis heute erschwinglichen Wohnraum.
1904 arbeitete dort Angelica Balabanoff, spätere Weggefährtin Lenins, und kämpfte für die Rechte italienischer Textilarbeiterinnen – ihre Enthüllungen sorgten schweizweit für Aufsehen.
Trotz politischer Spannungen in den 1980er-Jahren überdauerte das Volkshaus die Jahrzehnte – anders als die meisten der über 40 Schweizer Volkshäuser. Es gilt heute als einzigartiges Denkmal der Arbeiterbewegung, das sein historisches Aussehen bis heute bewahrt hat.