Ein ziemlich lädiertes Auto steht auf einer Waldlichtung, mitten im Nirgendwo. Auf den gepolsterten Autositzen putzt sich ein junger Mensch die Zähne und singt lauthals jeden Song aus dem Radio mit. Sonst ist da niemand, absolute Einsamkeit. Doch nach und nach nähern sich hell erleuchtete Wesen der Szenerie. Sie schweben wie Geister in der Luft und werden immer mehr. Wer sind sie? Was wollen sie hier? Die irische Choreografin Emma Martin begibt sich in Zusammenarbeit mit Tänzer Kévin Coquelard auf eine fantasievolle Reise durch das Innenleben eines Heranwachsenden. Völlig auf sich gestellt, turnt und taumelt Birdboy rund um das Autowrack, das offenbar sein Zuhause geworden ist – und lässt uns daran teilhaben, wie die eigenen Sorgen und Ängste, aber auch Hoffnungen und Wünsche lebendig werden. «Birdboy» ist Emma Martins erstes Tanzstück, das sie speziell für ein junges Publikum entwickelt hat. Inspiriert von ihrer Tochter Rudi und deren Blick auf die Welt, suchte die Choreografin nach Ausdrucksformen, die ähnlich wie Kinder-Comics funktionieren: Exzentrisch, poetisch und überbordend schwappen die emotionalen Achterbahnfahrten des Protagonisten auf die Zuschauenden über. Die kurzweilige Mischung aus Musik, Tanz und atmosphärischen Bildern ist eine Hommage an all diejenigen, die nicht so recht reinzupassen scheinen.
