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Johann Fridolin Lautenschlagers Stück Neüw lustig Spil von auffnemmen der schönen gottsäligen Esther zu einem Gemahel des Königs Assueri wurde ursprünglich für die Hochzeit von Ludwig von Affry, dem Bürgermeister Freiburgs, im Jahr 1587 geschrieben und aufgeführt. Die Schauspieler waren die Schüler von Johann Lautenschlager, Schulmeister an der Freiburger Volksschule. Das Stück scheint auf die berühmte Esther des reformierten Autors Jos Murer (Zürich) zu reagieren, der die Rolle Esthers als Beschützerin einer religiösen Minderheit, die dem „rechten Glauben“ treu blieb, hervorhebt. Der katholische Autor Lautenschlager konzentriert sich dagegen auf die Rolle einer frommen Ehefrau und Königin und vergleicht die erste Frau des Ahasveros, Vashti, mit Esther, wobei er den Status der Ehe als Sakrament diskutiert. Außerdem räumt er den Höflingen und Astrologen des Königs eine wichtige Rolle ein. Können Berater und Horoskope einen Herrscher von seiner eigenen Verantwortung befreien? Unterstützen die Astrologen, die aus Lautenschlagers Stück «Die Heiligen Drei Könige» stammen, eher die traditionelle Lesart von Esther als Vorahnung der seligen Maria? Sehen wir uns an, welche Lesart dieser Figuren das Schauspiel zu unterstützen vermag.