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Friday

Zürich liest mit dem Fokusthema «Mutters Sprache»

Zürich liest mit dem Fokusthema «Mutters Sprache» Stadt Zürich, 8000 Zürich Tickets
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Stadt Zürich, Zürich (CH)
Wie klingt sie? Mutters Sprache. Sie ist laut und witzig. Vielleicht sitzt man im Bus und sie wird geächtet, weil sie eben zu laut klingt und nicht Schweizerdeutsch. Wenn die missbilligenden Blicke einen treffen, beginnt die Mutter ruhiger zu sprechen. Sie wird immer leiser, flüstert, bis wir sie nicht mehr hören. Mit Sprache ist nicht nur eine Sprachgruppe gemeint, sondern die individuelle, die eigene Sprache. Manchmal ist es nicht wichtig, wie man es sagt, sondern was man sagt. Was sagen die Mütter? Sie sagen: «Ich bin nicht nur Mutter, sondern Frau und vor allem Mensch.» In der Vielfalt dieser menschlichen Erfahrung finden wir Erkenntnisse über das Leben: Liebe, Schmerz, gesellschaftliche Umstände. Denn die Mutter ist keine Nebenrolle. Sie ist Protagonistin. Nur wenn wir sie in der Gesamtheit ihrer Geschichte, ihrer Gedanken und Handlungen darstellen, kann sie zu einem Menschen werden, zu einer Figur, mit der sich Lesende identifizieren können. In der Weltliteratur gibt es da eine Lücke zu füllen und mit dem diesjährigen Fokus möchten wir dazu beitragen. Die Autor:innen, die wir dieses Jahr nach Zürich eingeladen haben, sind in ihren Werken auf der Suche nach Mutters Sprache. Sie schreiben über Migration, über Mütter, die in Deutschland und der Schweiz arbeiten, aber...

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Wie klingt sie? Mutters Sprache. Sie ist laut und witzig. Vielleicht sitzt man im Bus und sie wird geächtet, weil sie eben zu laut klingt und nicht Schweizerdeutsch. Wenn die missbilligenden Blicke einen treffen, beginnt die Mutter ruhiger zu sprechen. Sie wird immer leiser, flüstert, bis wir sie nicht mehr hören. Mit Sprache ist nicht nur eine Sprachgruppe gemeint, sondern die individuelle, die eigene Sprache. Manchmal ist es nicht wichtig, wie man es sagt, sondern was man sagt. Was sagen die Mütter? Sie sagen: «Ich bin nicht nur Mutter, sondern Frau und vor allem Mensch.» In der Vielfalt dieser menschlichen Erfahrung finden wir Erkenntnisse über das Leben: Liebe, Schmerz, gesellschaftliche Umstände. Denn die Mutter ist keine Nebenrolle. Sie ist Protagonistin. Nur wenn wir sie in der Gesamtheit ihrer Geschichte, ihrer Gedanken und Handlungen darstellen, kann sie zu einem Menschen werden, zu einer Figur, mit der sich Lesende identifizieren können. In der Weltliteratur gibt es da eine Lücke zu füllen und mit dem diesjährigen Fokus möchten wir dazu beitragen. Die Autor:innen, die wir dieses Jahr nach Zürich eingeladen haben, sind in ihren Werken auf der Suche nach Mutters Sprache. Sie schreiben über Migration, über Mütter, die in Deutschland und der Schweiz arbeiten, aber in diesen Ländern nie ein Zuhause finden, über Mütter, die keine werden wollten oder Mütter, die es bereuen. Sie erzählen darüber, was es bedeutet, aufgrund von Gesetzen von der eigenen Mutter getrennt zu sein. Sie zeigen uns auf, wie es sich anfühlt, in mehreren Sprachen zu Hause zu sein. Alle Autor:innen sind mutig, denn sie schreiben über etwas, über das noch viel zu oft geschwiegen wird. Als wir von der Busstation nach Hause kamen und die Tür hinter uns zufiel, sprach meine Mutter Tibetisch, gemischt mit ein paar Schweizer Wörtern. Sie sprach wieder laut und deutlich. Sie erzählte lustige Geschichten, die mich zum Lachen brachten. Wenn ich sie dann auf Schweizerdeutsch weitererzählte, waren sie nicht mehr lustig. Jede Mutters Sprache ist einzigartig. Wie klingt Ihre?

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The event starts in
6 Days
19 h
45 min
48 s

Total: XX.XX CHF

Info

Location:

Stadt Zürich, Zürich, CH

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Category: Festivals