<p>Franz Kafka ist ein Schriftsteller, bei dem die Grenze zwischen literarischen und "privaten" Texten nicht immer klar zu definieren ist. Denn auch seine Briefe und Tagebuchaufzeichnungen weisen höchste sprachliche und formale Qualitäten auf. Zudem verwendete Kafka für seine literarischen Versuche und seine privaten Aufzeichnungen häufig dieselben Hefte. Auf eben diese "privaten" Aufzeichnungen stützt sich der Schweizer Regisseur Richard Dindo und rekonstruiert daraus eine filmische Biografie. Drei Schauspielerinnen und drei Schauspieler schlüpfen in die Rolle von Zeitzeug:innen und rezitieren Kommentare von sechs Wegbegleiter:innen Kafkas: Max Brod, Milena Jesenká, Gustav Janouch, Felice Bauer, Max Pulver und Dora Diamant. Der Autor selbst wird von Ulrich Matthes gesprochen und tritt als Einziger nicht in Erscheinung. Durch die präzise Auswahl von Originaltexten des Jahrhundertschriftstellers gelingt es dem Regisseur, dessen Lebensstationen minutiös nachzuzeichnen. Dabei ist sein Film weit mehr als eine filmische Lesung von ausgezeichneten Sprecher:innen; im Zusammenspiel der Texte mit der visuellen Gestaltung liegt die Stärke dieses Werks. Gerhart Waeger schrieb seinerzeit im Filmbulletin:...

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<p>Franz Kafka ist ein Schriftsteller, bei dem die Grenze zwischen literarischen und "privaten" Texten nicht immer klar zu definieren ist. Denn auch seine Briefe und Tagebuchaufzeichnungen weisen höchste sprachliche und formale Qualitäten auf. Zudem verwendete Kafka für seine literarischen Versuche und seine privaten Aufzeichnungen häufig dieselben Hefte. Auf eben diese "privaten" Aufzeichnungen stützt sich der Schweizer Regisseur Richard Dindo und rekonstruiert daraus eine filmische Biografie. Drei Schauspielerinnen und drei Schauspieler schlüpfen in die Rolle von Zeitzeug:innen und rezitieren Kommentare von sechs Wegbegleiter:innen Kafkas: Max Brod, Milena Jesenká, Gustav Janouch, Felice Bauer, Max Pulver und Dora Diamant. Der Autor selbst wird von Ulrich Matthes gesprochen und tritt als Einziger nicht in Erscheinung. Durch die präzise Auswahl von Originaltexten des Jahrhundertschriftstellers gelingt es dem Regisseur, dessen Lebensstationen minutiös nachzuzeichnen. Dabei ist sein Film weit mehr als eine filmische Lesung von ausgezeichneten Sprecher:innen; im Zusammenspiel der Texte mit der visuellen Gestaltung liegt die Stärke dieses Werks. Gerhart Waeger schrieb seinerzeit im Filmbulletin: "Richard Dindo hat es in seinen Filmen immer wieder verstanden, Landschaften, Städte und Häuser, die für die porträtierten Personen einst wichtig gewesen sind, "sprechen" zu lassen. So wird auch "Wer war Kafka?" von alten Stichen und einzelnen Filmaufnahmen jener Plätze, Strassen und Gassen der Quartiere von Prag begleitet, in denen Kafka seine jungen Jahre verbrachte. Darüber hinaus verharrt die Kamera immer wieder auf endlosen Häuserfassaden und leeren Fensterfronten aus heutiger Zeit, um nur gelegentlich den Blick in ein unbewohntes Zimmer freizugeben. So entsteht eine Stimmung von Einsamkeit und Verlorenheit, wie man sie etwa aus Gemälden des amerikanischen Malers Edward Hopper kennt – und im übertragenen Sinn eben aus Kafkas literarischen Werken. Richard Dindo kommentiert es selbst so: "Der Film ist ein ständiger Kampf um das Bild, eine eigentliche Reflexion darüber, wie man die Vergangenheit mit Bildern darstellen kann und wie man die geschriebene Sprache oder das gesprochene Wort dazu braucht.""</p>
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Location:

Kinok – Cinema in der Lokremise, Grünbergstrasse 7, St. Gallen, CH

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