„Bis hierhin und nicht weiter!“
Die Herforder AutorInnen-Gruppe setzt zum Gedenken an die Reichspogrom-Nacht ein Zeichen gegen Rassismus und Faschismus.
Enger. „Es ist für uns leider wieder einmal höchste Zeit, Stellung zu beziehen“, meint der Bünder Autor Nicolas Bröggelwirth in Blick auf die in seinen Augen jüngste und absolut „missglückte“ Kommunalwahl. Zusammen mit seiner Kollegin Christine Zeides musste er erleben, wie in seiner Heimatstadt zwei Wahlbezirke direkt an Kandidaten der AfD gingen. „Dafür gibt es viele Gründe, aber einer davon ist sicherlich auch in der mangelnden Aufklärung zu sehen“, sagt er. „Viele Leute kennen die historische Hintergründe einfach nicht mehr und wissen auch überhaupt nicht, was ihre Wahl bedeuten könnte. Das hoffe ich zumindest.“
Ralf Burnicki, Lehrer und Initiator der Gruppe, stimmt ihm größtenteils zu. „Emotionen haben Fakten häufig abgelöst.“ Auch er sieht, dass es auch der Information und des Wachrüttelns empathischer Gefühle bedarf, um gegen eine Zukunft zu kämpfen, in der alte Fehler wiederholt werden könnten. „Man muss die Ursache und nicht bloß die Symptome bekämpfen. Eine ganze Reihe von Menschen setzt sich nicht mehr damit auseinander, welche Auswirkungen das letzte Mal Rassismus und Faschismus in diesem Land hatten.“
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„Bis hierhin und nicht weiter!“
Die Herforder AutorInnen-Gruppe setzt zum Gedenken an die Reichspogrom-Nacht ein Zeichen gegen Rassismus und Faschismus.
Enger. „Es ist für uns leider wieder einmal höchste Zeit, Stellung zu beziehen“, meint der Bünder Autor Nicolas Bröggelwirth in Blick auf die in seinen Augen jüngste und absolut „missglückte“ Kommunalwahl. Zusammen mit seiner Kollegin Christine Zeides musste er erleben, wie in seiner Heimatstadt zwei Wahlbezirke direkt an Kandidaten der AfD gingen. „Dafür gibt es viele Gründe, aber einer davon ist sicherlich auch in der mangelnden Aufklärung zu sehen“, sagt er. „Viele Leute kennen die historische Hintergründe einfach nicht mehr und wissen auch überhaupt nicht, was ihre Wahl bedeuten könnte. Das hoffe ich zumindest.“
Ralf Burnicki, Lehrer und Initiator der Gruppe, stimmt ihm größtenteils zu. „Emotionen haben Fakten häufig abgelöst.“ Auch er sieht, dass es auch der Information und des Wachrüttelns empathischer Gefühle bedarf, um gegen eine Zukunft zu kämpfen, in der alte Fehler wiederholt werden könnten. „Man muss die Ursache und nicht bloß die Symptome bekämpfen. Eine ganze Reihe von Menschen setzt sich nicht mehr damit auseinander, welche Auswirkungen das letzte Mal Rassismus und Faschismus in diesem Land hatten.“ Genau wie Bröggelwirth sieht Burnicki die Gefahr einer Verharmlosung. „Einfach mal die AfD als Denkzettel für die da oben wählen, so einfach ist es eben nicht.“ Und Bröggelwirth sagt: „Jeder, der die Menschenwürde ernst nimmt, muss auch gegen die Manifestationen eines in Deutschland achtlos geborenen Rassismus sein und im Alltag ein Prinzip zu bewahren, sei es christlich oder humanitär.“ Diese Manifestationen müssten erkannt und offen benannt werden.
Am Samstag, 8. November, 19 Uhr, lesen die beiden zusammen mit der Ärztin und Künstlerin Christine Zeides, dem Rezitator Michael Helm, und der Bielefelder Roman-Autorin Petra Czernitzki im „Haus der Kulturen“, Brandtstraße 11, in Enger für „Mehr Licht!“. Dieser Titel, der an die letzten Worte von Goethe angelehnt ist, meint nicht nur, sich für eine historische Erhellung einzusetzen, sondern sich auch für eine besseres Leben stark zu machen. Seit Gründung der Gruppe 2017 hat sie schon viele dieser Lesungen im näheren und weiteren Umkreis veranstaltet.
„Von Anfang an war unsere recht heterogene Gruppe, die literarisch völlig unterschiedlich ist, sich im Antifaschismus und Antirassismus sehr einig. Jeder hat in seinem persönlichem Umfeld da schon durch Bücher oder Aktionen vom Ruhrgebiet bis nach Berlin Aufmerksamkeit erregt“, sagt Burnicki. „Um in diesen Punkten Haltung zeigen, ist es immer an der Zeit.“ Bröggelwirth: „Aber viele haben das Gefühl, dass es immer dringender wird. So kann unsere Lesung auch ein Treffpunkt für Menschen sein, die sich manchmal mit dieser Weltanschauung, mit ihren Prinzipien alleine fühlen. So wie wir manchmal. Und klar: Auch wir haben Angst davor, was in diesem Land geschieht, jeder auf seine Weise.“
In einer Stadt, in der das „Engeraner Manifest“ stark ist, scheint die Widukind-Stadt auch der richtige Ort für diese auch unterhaltende Veranstaltung zu sein. Ganz nach dessen Motto. „Bis hierhin und nicht weiter!“
Reservierung im „Haus der Kulturen“ unter Tel. 05224 9109288. Der Eintritt ist frei.
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