»Ich denke an die Theorie, dass sich jeder seine Eltern selbst aussucht. Eine bösartige Theorie. In meinem Fall zieht das eine schwerwiegende Frage nach sich: Wo waren meine Gedanken, als ich gewählt habe?«
Mit diesen Worten beginnen die »Vatertexte« von Margret Müller, die in ihrer Debüterzählung dem Erbe ihres Vaters nachgeht, der während der NS-Zeit Mitglied der paramilitärischen Kampforganisation SA (Sturmabteilung) war.
Der Schrecken über den Vater wird eindrucksvoll verzahnt mit den Erfahrungen der Tochter, die ihre persönliche Wahrheit vor allem in Fragen formuliert: »Können Nazis lieben oder sitzen sie am Ende ihres Lebens einsam auf einem Stuhl und fragen sich, ob sie ein so verkehrter Mensch sind? Ich muss eigentlich mit einem klaren: Ja, bist du antworten. Mache ich aber nicht, er ist ja mein Vater. Mein Vater, den ich als Kind geliebt habe, der mich angefeuert hat, der zärtlich war, der viel von mir gehalten hat. Zu viel.«
Mit lakonischer Nüchternheit gelingt es der Autorin, in insgesamt elf ineinander greifenden Texten Worte für eine Ambivalenz gegenüber der Elterngeneration zu finden, die infolge von Auschwitz bis heute prägend ist für nicht-jüdische deutsche Identität.
Die Autorin
Aufgewachsen in der Nähe von Köln, arbeitete Margret Müller
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»Ich denke an die Theorie, dass sich jeder seine Eltern selbst aussucht. Eine bösartige Theorie. In meinem Fall zieht das eine schwerwiegende Frage nach sich: Wo waren meine Gedanken, als ich gewählt habe?«
Mit diesen Worten beginnen die »Vatertexte« von Margret Müller, die in ihrer Debüterzählung dem Erbe ihres Vaters nachgeht, der während der NS-Zeit Mitglied der paramilitärischen Kampforganisation SA (Sturmabteilung) war.
Der Schrecken über den Vater wird eindrucksvoll verzahnt mit den Erfahrungen der Tochter, die ihre persönliche Wahrheit vor allem in Fragen formuliert: »Können Nazis lieben oder sitzen sie am Ende ihres Lebens einsam auf einem Stuhl und fragen sich, ob sie ein so verkehrter Mensch sind? Ich muss eigentlich mit einem klaren: Ja, bist du antworten. Mache ich aber nicht, er ist ja mein Vater. Mein Vater, den ich als Kind geliebt habe, der mich angefeuert hat, der zärtlich war, der viel von mir gehalten hat. Zu viel.«
Mit lakonischer Nüchternheit gelingt es der Autorin, in insgesamt elf ineinander greifenden Texten Worte für eine Ambivalenz gegenüber der Elterngeneration zu finden, die infolge von Auschwitz bis heute prägend ist für nicht-jüdische deutsche Identität.
Die Autorin
Aufgewachsen in der Nähe von Köln, arbeitete Margret Müller nach dem Studium der Diplom-Pädagogik in Berlin als Pädagogin in der Alphabetisierung und Grundbildung mit Erwachsenen. Nach einer Weiterbildung zur Poesiepädagogin am Institut für Kreatives Schreiben vermittelt sie bis heute bei Fortbildungen Methoden des Kreativen Schreibens im öffentlichen Raum wie an Bahnhöfen oder in Museen, Parks und Cafés.
Margret Müller: Vatertexte, 80 Seiten, Hardcover, Joanmartin Literaturverlag Berlin, ISBN 978-3-935401-26-5, 15 €
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