JOHN BALDESSARI, ALICE BIDAULT, NATALIE CZECH, AYŞE ERKMEN, NADINE FECHT, GARY HILL, NATIONAL AIDS MEMORIAL QUILT, GORDON PARKS, MARKUS VATER, GILLIAN WEARING
Ausstellungslaufzeit: 27. Juni – 7. Dezember 2025
Eine Ausstellung der Draiflessen Collection, Mettingen (zunächst dort gezeigt vom 20.10.2024 – 16.02.2025) jetzt in KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION, Düsseldorf. Konzipiert und kuratiert von Dr. Barbara Segelken und Birte Hinrichsen. Kuratorische Realisation für KAI 10: Ludwig Seyfarth.
Sprache, Text und Bild zählen zu den zentralen menschlichen Ausdrucksmitteln. Sie sind nicht neutral, sondern verbunden mit bestimmten Werten, Normen und kulturellen Techniken sowie eingebunden in soziale Systeme. Zwangsläufig werden mit ihnen auch Grenzen gezogen, die Menschen ein-, aber auch ausschließen. Wer oder was entscheidet darüber, ob etwas sag- oder sichtbar werden darf?
Die Fragen „Können Sie mich (jetzt) hören?“ oder „Können Sie mich (jetzt) sehen?“ sind seit der sich rasant entwickelnden Vernetzung des Digitalen sehr vertraut geworden. Sie werden häufig gestellt, wenn sich jemand vergewissern möchte, dass sie oder er in einer Kommunikationsverbindung deutlich zu hören oder gut zu sehen ist. Aber sie verweisen auch auf das menschliche Bedürfnis,
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JOHN BALDESSARI, ALICE BIDAULT, NATALIE CZECH, AYŞE ERKMEN, NADINE FECHT, GARY HILL, NATIONAL AIDS MEMORIAL QUILT, GORDON PARKS, MARKUS VATER, GILLIAN WEARING
Ausstellungslaufzeit: 27. Juni – 7. Dezember 2025
Eine Ausstellung der Draiflessen Collection, Mettingen (zunächst dort gezeigt vom 20.10.2024 – 16.02.2025) jetzt in KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION, Düsseldorf. Konzipiert und kuratiert von Dr. Barbara Segelken und Birte Hinrichsen. Kuratorische Realisation für KAI 10: Ludwig Seyfarth.
Sprache, Text und Bild zählen zu den zentralen menschlichen Ausdrucksmitteln. Sie sind nicht neutral, sondern verbunden mit bestimmten Werten, Normen und kulturellen Techniken sowie eingebunden in soziale Systeme. Zwangsläufig werden mit ihnen auch Grenzen gezogen, die Menschen ein-, aber auch ausschließen. Wer oder was entscheidet darüber, ob etwas sag- oder sichtbar werden darf?
Die Fragen „Können Sie mich (jetzt) hören?“ oder „Können Sie mich (jetzt) sehen?“ sind seit der sich rasant entwickelnden Vernetzung des Digitalen sehr vertraut geworden. Sie werden häufig gestellt, wenn sich jemand vergewissern möchte, dass sie oder er in einer Kommunikationsverbindung deutlich zu hören oder gut zu sehen ist. Aber sie verweisen auch auf das menschliche Bedürfnis, gehört sowie gesehen zu werden und wie diese Mechanismen von Ein- und Ausgrenzungen reguliert und eingeschränkt werden.
Die Ausstellung Language/Text/Image zeigt Kunstwerke von den 1950er-Jahren bis heute, bei denen das Verhältnis von Sprache, Text und Bild thematisiert, reflektiert und auf seine gesellschaftlichen und politischen Dimensionen hin befragt wird. Mit künstlerischen Mitteln werden die Möglichkeiten untersucht, etwas sag-, sicht- und hörbar zu machen.
Die ausgewählten sound- und textbasierten, fotografischen, druckgrafischen, filmischen oder textilen Arbeiten lassen sich alle auf die Herausforderung ein, mit etwas zu arbeiten, das zunächst situativ bedingt, instabil und schwer zu kontrollieren ist. Konventionen des Sprach- und Bildgebrauchs werden nicht konterkariert, sondern innovativ genutzt, um neue Bedeutungsräume zu schaffen. Dabei erforschen die Künstlerinnen und Künstler Praktiken des Lesens und Sehens, die Verflechtungen von Erinnerung und Geschichte sowie die Grenzen zwischen Fakten und Fiktionen. Gleichzeitig hinterfragen sie festgefahrene Wahrnehmungsmuster und geben der Repräsentation von Unsicherheiten und Missverständnissen Raum.
So wird auch deutlich, dass Geschichte und das Erzählen von Geschichten als etwas historisch Gewordenes zu begreifen ist, das in Abhängigkeit und als Folge von geteilten Erfahrungen entsteht und sich auch verändern kann. Dies geschieht vor sehr unterschiedlichen Hintergründen hinsichtlich Herkunft und Prägung sowie subjektiver Erfahrungen – und in Zeiten, in denen das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle eine hohe Priorität hat.
Die Ausstellung zeigt aktuell entstandene Werke, aber reicht auch weit in die Zeit vor der digitalen Vernetzung zurück: Fotografien von Gordon Parks aus den 1950er-Jahren zeigen Alltagsituationen im Süden der USA, wo die Separation von weißer und Schwarzer Bevölkerung auch durch regulierende Schilder allgegenwärtig war. Auf den Schildern, die die Personen auf Gillian Wearings Fotografien hochhalten, ist hingegen zu lesen, was ihnen selbst gerade durch den Kopf ging. Wie Sprache gesellschaftliche Prozesse reguliert, ist ein zentrales Thema bei Nadine Fecht. Ihr Vorgehen lässt sich auch in der Tradition der sprachanalytischen Konzeptkunst sehen, die durch zentrale Videoarbeiten von John Baldessari und Gary Hill vertreten ist. Formale Regeln bestimmen auch die Werke von Natalie Czech, die die Ausstellung in KAI 10 ergänzen. Sie weisen zudem eine spielerisch-poetische Seite auf, wie wir sie auch bei den Text-Bild-Kombinationen von Markus Vater finden. Ayşe Erkmen fragmentiert einen Blindtext aus lateinischen Buchstaben, sodass er an Hieroglyphen einer Schriftsprache außerhalb der westlichen Kultur denken lässt. Auf eine solche bezieht sich Alice Bidault, wenn sie die Knüpftechnik des Quipu zitiert, die von den Inkas in Südamerika entwickelt wurde. Textile Erinnerungen an Verstorbene sind die großformatigen bildgewaltigen Quilts des National AIDS Memorial Quilt, dem weltweit größten Gemeinschaftskunstprojekt, dessen handgefertigte Gedenktücher vom National AIDS Memorial in San Francisco gesammelt werden.
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