Nachdem Giovanni Battista Pergolesi (1710-36) 21-jährig im Jahr 1731 das Konservatorium in Neapel abschloss, verblieben ihm bis zum frühen Tod im März 1736 nur gut fünf Jahre, um sich einen Namen als Komponist zu machen. Dass sein Name seit seinem Tod durch alle Jahrhunderte bis heute stets im Musikleben präsent geblieben ist, verdankt er einzig und allein seinem berühmten «Stabat mater». Das Werk war ein Auftragswerk der adligen Bruderschaft von der Schmerzensreichen Mutter. Pergolesi soll den Auftrag bereits Ende 1734 erhalten haben, ihn aber erst kurz vor seinem Tod, von Krankheit gezeichnet, vollendet haben. Das Werk soll für die Gottesdienste der Bruderschaft an allen Freitagen im März in der Kirche San Luigi di Palazzo in Neapel bestimmt gewesen sein. Pergolesis Komposition, die sich dem modernen Stil und dem neuen empfindsamen Geschmack verpflichtet war, sollte das ältere «Stabat mater» des grossen und vor einem Jahrzehnt verstorbenen Hofkomponisten Alessandro Scarlatti (1660 - 1725) ablösen, das ebenfalls eine Auftragskomposition der Bruderschaft gewesen war. Während jedoch Scarlattis Werk in dramatischer Weise und mit hochbarocker Emphase vertont wurde, basiert Pergolesis Komposition auf dem Prinzip des «chiaroscuro», d.h. der gegensätzlichen Beleuchtung in einer Folge
...
show more
Nachdem Giovanni Battista Pergolesi (1710-36) 21-jährig im Jahr 1731 das Konservatorium in Neapel abschloss, verblieben ihm bis zum frühen Tod im März 1736 nur gut fünf Jahre, um sich einen Namen als Komponist zu machen. Dass sein Name seit seinem Tod durch alle Jahrhunderte bis heute stets im Musikleben präsent geblieben ist, verdankt er einzig und allein seinem berühmten «Stabat mater». Das Werk war ein Auftragswerk der adligen Bruderschaft von der Schmerzensreichen Mutter. Pergolesi soll den Auftrag bereits Ende 1734 erhalten haben, ihn aber erst kurz vor seinem Tod, von Krankheit gezeichnet, vollendet haben. Das Werk soll für die Gottesdienste der Bruderschaft an allen Freitagen im März in der Kirche San Luigi di Palazzo in Neapel bestimmt gewesen sein. Pergolesis Komposition, die sich dem modernen Stil und dem neuen empfindsamen Geschmack verpflichtet war, sollte das ältere «Stabat mater» des grossen und vor einem Jahrzehnt verstorbenen Hofkomponisten Alessandro Scarlatti (1660 - 1725) ablösen, das ebenfalls eine Auftragskomposition der Bruderschaft gewesen war. Während jedoch Scarlattis Werk in dramatischer Weise und mit hochbarocker Emphase vertont wurde, basiert Pergolesis Komposition auf dem Prinzip des «chiaroscuro», d.h. der gegensätzlichen Beleuchtung in einer Folge von Bildern und betrachtenden Szenen. Die Struktur der insgesamt zwölf Sätze ist in Solosätzen (Arien) und Duetten gegliedert, wobei es sich in keinster Weise um Arientypen im Opernstil handelt. Pergolesi wählte passend für die Trauerstimmung die düstere Trauertonart f-Moll.
Wie Pergolesi war auch Niccolò Jommelli (1714-74) ein Vertreter der neapoletanischen Schule. Wie sein Zeitgenosse galt auch er als musikalischer Hoffnungsträger und Vertreter des modernen Musikgeschmacks. Jommelli machte sich in Italien rasch einen Namen als aufstrebender Opernkomponist. Nach einem Studienaufenthalt in Bologna beim berühmten Padre Martini wurde er auf Empfehlung des Komponisten Johann Adolph Hasse Direktor des «Ospedale degli Incurabili», eines der venezianischen Waisenhäuser für Mädchen, die sich der professionellen Musikausbildung widmeten. Nach zwei Jahren verliess er 1747 diesen Posten. Im Nachgang der Uraufführung seines Oratoriums «La passione di Gesù Cristo» 1749 in Rom erhielt Jommelli eine Einladung an den Kaiserhof in Wien, wo er mehrere Opern aufführen konnte. Im selben Jahr wurde er zum Vizekapellmeister der Cappella Giulia am Petersdom ernannt. Den Dienstantritt 1750 trat er erst mit halbjährlicher Verspätung an. Ebenso schien ihn sein Amt nicht zu erfüllen. Da kam das Angebot des jungen Herzogs Carl Eugen von Württemberg, die Hofkapellmeisterstelle am Hof in Stuttgart zu übernehmen, wie gerufen. Der Herzog hatte 1750, erst 16-jährig, die Regierungsgeschäfte übernommen. Jommelli trat dieses Amt im November 1753 an und blieb sechzehn Jahre in Diensten des Herzogs. Er erhielt weitreichende Befugnisse und profitierte von jährlich sechs Wochen Ferien. Zu seinen Pflichten am Hof gehörten zwei neue Opern jährlich. Im Vordergrund seiner Aufgaben und Pflichten stand die Oper. Mit der Kirchenmusik hatte er wenig zu tun. Noch bevor der Hof 1764 seine Residenz von Stuttgart nach Ludwigsburg verlegte, verstarb die Herzog-Mutter Maria Augusta von Thurn und Taxis am 1. Februar 1756. Jommelli erhielt vom Herzog den Auftrag, eine Totenmesse, die "Missa pro defunctis", für die Beisetzung am 9. Februar in der Schlosskapelle zu Ludwigsburg zu komponieren. Da die Zeit für die Komposition einer Totenmesse äusserst kurz bemessen war, griff Jommelli für drei Sätze teilweise auf frühere Kompositionen zurück und überarbeitete diese. Zudem übernahm er Motive und Fugenthemen aus älteren geistlichen Werken. Nicht zufällig dürfte auch die typische Sakral-Tonart Es-Dur gewählt worden sein, wird sie in der Tonartencharakteristik des 18. Jh. als majestätisch, ziemlich hellklingend, sanft, ernst beschrieben. Jommellis Musik wird von einer Schönheit des Gesangs durchzogen, die eine leuchtende Innerlichkeit voller Trost verströmt. Das Grausame des Todes samt aller Tragik fehlen weitestgehend. Das Ensemble, das die Messe aufführte, bestand aus acht Singenden und zehn Instrumentalisten. An der Orgel spielte Jommelli wohl selbst. Unter den Singenden befand sich lediglich eine Frau, die Sopranistin Marianne Pirker. Die weiteren Frauenpartien wurden von drei Kastraten gesungen. Das Requiem verbreitete sich rasch in ganz Europa und avancierte zu Jommellis bekanntestem Werk, bis es von Mozarts unvollendetem Requiem von 1791 allmählich abgelöst wurde.
show less