Der 1887 in Rio de Janeiro geborene Heitor Villa-Lobos gilt als Vater der brasilianischen Musik. Je nach Art der Zählung hat er zwischen 800 und 2000 Werke geschrieben, von denen die grossen Zyklen am bekanntesten wurden: zum einen seine «brasilianischen Bachiana» (Bachianas Brasileiras Nr. 1 bis 9), zum anderen die Choros Nr. 1 bis 14, seine Huldigung an die Strassenmusik seiner Heimatstadt Rio. Daneben schrieb er meh- rere Opern und Ballette, ein Dutzend Sinfonien, Streichquartette und weitere Kammermusik. Werke für Bläser nehmen dabei einen besonders breiten Raum ein. Die Fantasie aconcertante, 1953 komponiert, zählt zu den Spätwerken von Villa-Lobos. Die drei Sätze verdeutlichen exemplarisch die drei Grundcharaktere seiner Musik: neobarocke Motorik im einleitenden Allegro non troppo, mystische Ruhe im Lento-Mittelsatz und südamerikanisches Temperament im abschliessenden Allegro impetuoso. Den beiden Bläsern wird ein Höchstmass an Flexibilität abverlangt. Michail Glinka, oft als «Vater der russischen Musik» bezeichnet, hat nur wenig Kammermusik geschrieben. In Mailand freundete er sich mit dem grossen Vincenzo Bellini an. Vom Eindruck, den Bellinis göttliche Melodik bei ihm hinterliess, zeugen im Trio pathétique vor allem die Klarinettenkantilenen des langsamen Satzes....
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Der 1887 in Rio de Janeiro geborene Heitor Villa-Lobos gilt als Vater der brasilianischen Musik. Je nach Art der Zählung hat er zwischen 800 und 2000 Werke geschrieben, von denen die grossen Zyklen am bekanntesten wurden: zum einen seine «brasilianischen Bachiana» (Bachianas Brasileiras Nr. 1 bis 9), zum anderen die Choros Nr. 1 bis 14, seine Huldigung an die Strassenmusik seiner Heimatstadt Rio. Daneben schrieb er meh- rere Opern und Ballette, ein Dutzend Sinfonien, Streichquartette und weitere Kammermusik. Werke für Bläser nehmen dabei einen besonders breiten Raum ein. Die Fantasie aconcertante, 1953 komponiert, zählt zu den Spätwerken von Villa-Lobos. Die drei Sätze verdeutlichen exemplarisch die drei Grundcharaktere seiner Musik: neobarocke Motorik im einleitenden Allegro non troppo, mystische Ruhe im Lento-Mittelsatz und südamerikanisches Temperament im abschliessenden Allegro impetuoso. Den beiden Bläsern wird ein Höchstmass an Flexibilität abverlangt. Michail Glinka, oft als «Vater der russischen Musik» bezeichnet, hat nur wenig Kammermusik geschrieben. In Mailand freundete er sich mit dem grossen Vincenzo Bellini an. Vom Eindruck, den Bellinis göttliche Melodik bei ihm hinterliess, zeugen im Trio pathétique vor allem die Klarinettenkantilenen des langsamen Satzes. Ansonsten geht dieses Trio in d-Moll noch über das Pathos der italienischen Oper hinaus. Die zwei Bläser des Orchesters der Mailänder Scala, die im Herbst 1833 gemeinsam mit dem Komponisten am Klavier die Uraufführung spielten, sollen ausgerufen haben: «Ma questa è disperazione! » (Welch eine Verzweiflung!). Der Grund für die musikalische Düsternis lag in einem körperlichen und seelischen Zusammenbruch, den Glinka 1832 in Italien erlitten hatte. Das Trio kann als eine Art Selbsttherapie verstanden werden. Nur selten erwies Beethoven der Unterhaltungsmusik seiner Zeit seine Reverenz, und wenn er – wie im B-Dur-Trio op. 11 – gar einen Gassenhauer zum Thema für seine Variationen wählte, so hatte das einen besonderen Grund. Das Finalthema des Trios stammt nämlich von Joseph Weigl, dem damals populärsten Wiener Opernkomponisten. Unter dem Erfolg seiner Opern hatte noch Franz Schubert zu leiden, und Beethoven soll es später bereut haben, ein Weigl-Thema durch seine Variationen sozusagen geadelt zu haben. Das Terzett «Pria ch’io l’impegno» aus Weigls Oper «L’amor marinaro» war in Wien um 1800 in aller Leute Ohren. Dennoch hätte Beethoven dem Reiz der Melodie sicher widerstanden, wenn ihn nicht der Klarinettist, für den er das Trio schrieb (wahrscheinlich Joseph Beer), ausdrücklich um Variationen darüber gebeten hätte. Der bedeutendste Satz des Trios ist aber der erste. Das kurze Adagio, wohl nur eine Art Überleitung zum Finale, kann durch seine ausdrucksstarke Melodik zu den schönsten Einfällen des jungen Beethoven gerechnet werden. Und dem Charme des Gassenhauers im Finale – ein echter Ohrwurm ‒ kann man sich schwerlich entziehen. Klavier: Jung Hu Klarinette: Stojan Krkuleski Fagott: Barış Önel Komponisten & Werke Heitor Villa-Lobos (1887–1959) Fantaisie Concertante W-157 (1953) Michail Iwanowitsch Glinka (1804–1857) Trio pathétique d-Moll (1832) Ludwig van Beethoven (1770–1827) Klaviertrio op. 11 B-Dur, «Gassenhauer-Trio» (1797)
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