Es ist mitten in der Nacht, als er sich an ihr Bett heranschleicht. Er drückt ihr einen Kuss auf ihre Lippen, den sie erwidert, denn sie träumt, es sei ihr Mann. Erst als sie erwacht, begreift sie die Gewalt, die ihr angetan wird. Benjamin Brittens direkt nach dem Zweiten Weltkrieg uraufgeführte erste Kammeroper «The Rape of Lucretia» nimmt den in der Bildenden Kunst of dargestellten Mythos von der «Schändung der Lukretia» auf: Das antike Rom wird von den Etruskern regiert, es herrscht politisches Chaos, die einzige Stabilität scheint die schöne und keusche Lucretia zu sein. Der etruskische Prinz Tarquinius verschafft sich nachts Zugang zu ihrem Haus und vergewaltigt sie. Lucretia wählt als einzigen Ausweg den Selbstmord, der wiederum von den Römern politisch für den Aufruf zum Widerstand genutzt wird. Die in Luzern geborene und international auf grossen Opernbühnen erfolgreiche Film- und Videoregisseurin Sarah Derendinger hinterfragt in ihrer Inszenierung das Geschehen. Wo manipulieren die beiden Erzählerfiguren das Publikum? Wie viel Anziehung findet sich zwischen Tarquinius und Lucretia? Wie kann es sein, dass Lucretias Tod sofort zum politischen Kampfmittel gemacht wird? Mit filmischen Mitteln, symbolhaften Bildern und Live-Kamera fragt der Abend: «Was ist Wahrheit?» Sarah...
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Es ist mitten in der Nacht, als er sich an ihr Bett heranschleicht. Er drückt ihr einen Kuss auf ihre Lippen, den sie erwidert, denn sie träumt, es sei ihr Mann. Erst als sie erwacht, begreift sie die Gewalt, die ihr angetan wird. Benjamin Brittens direkt nach dem Zweiten Weltkrieg uraufgeführte erste Kammeroper «The Rape of Lucretia» nimmt den in der Bildenden Kunst of dargestellten Mythos von der «Schändung der Lukretia» auf: Das antike Rom wird von den Etruskern regiert, es herrscht politisches Chaos, die einzige Stabilität scheint die schöne und keusche Lucretia zu sein. Der etruskische Prinz Tarquinius verschafft sich nachts Zugang zu ihrem Haus und vergewaltigt sie. Lucretia wählt als einzigen Ausweg den Selbstmord, der wiederum von den Römern politisch für den Aufruf zum Widerstand genutzt wird. Die in Luzern geborene und international auf grossen Opernbühnen erfolgreiche Film- und Videoregisseurin Sarah Derendinger hinterfragt in ihrer Inszenierung das Geschehen. Wo manipulieren die beiden Erzählerfiguren das Publikum? Wie viel Anziehung findet sich zwischen Tarquinius und Lucretia? Wie kann es sein, dass Lucretias Tod sofort zum politischen Kampfmittel gemacht wird? Mit filmischen Mitteln, symbolhaften Bildern und Live-Kamera fragt der Abend: «Was ist Wahrheit?» Sarah Derendinger bildet den Beginn einer neuen Reihe des Luzerner Theaters, in der jedes Jahr ein*e Videokünstler*in eine Oper gestalten wird.
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