Im Jahr 1995 wird eine südchinesische Kleinstadt von einer mysteriösen Mordserie heimgesucht; das erste Opfer ist eine alte Frau, deren Leiche am Ufer des nahe gelegenen Flusses gefunden wird. Ma Zhe, Inspektor bei der örtlichen Kriminalpolizei, leitet die Ermittlungen. In dem geistig verwirrten Adoptivsohn der Ermordeten ist schnell ein Hauptverdächtiger gefunden, womit der Fall für den parteitreuen Polizeichef, einen Beamten alter Schule, erfolgreich abgeschlossen ist. Doch Ma ermittelt weiter; er taucht in die Abgründe einer Gesellschaft im Umbruch ein und stösst an seine Grenzen – als Polizist wie als Mensch. Der dritte Spielfilm des chinesischen Regisseurs Wei Shujun nach einer Kurzgeschichte von Yu Hua ist ein atmosphärischer, doppelbödiger Neo-Noir-Thriller, gedreht auf körnigem 16-mm-Filmmaterial. Die Schauplätze sind sorgfältig ausgewählt: So wird die Polizeistation, die gerade umgebaut wird, vorübergehend in ein altes Kino verlegt. Auch sorgen die skurrilen Figuren, denen Ma auf seiner Wahrheitssuche begegnet, – trotz Dauerregens und eher düsterer Szenerie – immer wieder für Erheiterung. Rüdiger Suchsland schreibt auf artechock: "Alles scheint möglich; die Wahrheit aber scheint ungreifbar. Solche Unsicherheiten sind im China von heute schon hochpolitisch."
