Heute scheint es kaum vorstellbar, dass noch vor wenigen Jahrhunderten grosse Teile der Welt völlig unentdeckt waren. Angetrieben von unaufhaltsamer Neugier spürten mutige Entdecker*innen Stück für Stück «neue» Welten auf. Ähnlich muss es auch Antonín Dvořák ergangen sein, als er 1892 seine Füsse erstmals auf amerikanischen Boden setzte: das neu gegründete Nationale Konservatorium in New York sollte von ihm geleitet werden. Während seines dreijährigen Amerika-Aufenthalts entstanden einige seiner berühmtesten Werke, darunter die monumentale Neunte Sinfonie, für die Dvořák seine Inspiration aus den reichen Traditionen der Neuen Welt schöpfen konnte – insbesondere aus Negro Spirituals und indianischen Gesängen. Dennoch klingt immer wieder die (womöglich sogar unbewusste?) Sehnsucht nach seiner böhmischen Heimat durch. Für das erste diesjährige Konzert mit dem Gstaad Festival Orchestra hat Mirga Gražinytė-Tyla ein spannendes Kontrastprogramm aufgestellt: Sie nimmt das Publikum mit auf eine Reise in einen weiteren «neuen» Teil der Welt, nämlich das südliche Amerika, welches zentraler Dreh- und Angelpunkt in Gabriela Monteros Latin Concerto ist. Das 2016 entstandene Werk der venezolanischen Pianistin und Komponistin will mit den gängigen Stereotypen brechen und ermöglicht, wie sie
...
show more
Heute scheint es kaum vorstellbar, dass noch vor wenigen Jahrhunderten grosse Teile der Welt völlig unentdeckt waren. Angetrieben von unaufhaltsamer Neugier spürten mutige Entdecker*innen Stück für Stück «neue» Welten auf. Ähnlich muss es auch Antonín Dvořák ergangen sein, als er 1892 seine Füsse erstmals auf amerikanischen Boden setzte: das neu gegründete Nationale Konservatorium in New York sollte von ihm geleitet werden. Während seines dreijährigen Amerika-Aufenthalts entstanden einige seiner berühmtesten Werke, darunter die monumentale Neunte Sinfonie, für die Dvořák seine Inspiration aus den reichen Traditionen der Neuen Welt schöpfen konnte – insbesondere aus Negro Spirituals und indianischen Gesängen. Dennoch klingt immer wieder die (womöglich sogar unbewusste?) Sehnsucht nach seiner böhmischen Heimat durch. Für das erste diesjährige Konzert mit dem Gstaad Festival Orchestra hat Mirga Gražinytė-Tyla ein spannendes Kontrastprogramm aufgestellt: Sie nimmt das Publikum mit auf eine Reise in einen weiteren «neuen» Teil der Welt, nämlich das südliche Amerika, welches zentraler Dreh- und Angelpunkt in Gabriela Monteros Latin Concerto ist. Das 2016 entstandene Werk der venezolanischen Pianistin und Komponistin will mit den gängigen Stereotypen brechen und ermöglicht, wie sie selbst sagt, eine «Chiaroscuro-Betrachtung» des lateinamerikanischen Kontinents, also eine Beobachtung mittels starker Kontraste, durch die gezeigt wird, dass «nicht alles jenseits von Rhythmen, Charme und Sinnlichkeit golden glänzt».
Jean Sibelius (1865-1957)
«Der Schwan von Tuonela», Legende für Orchester aus der Lemminkäinen-Suite op. 22
Gabriela Montero (1970)
Klavierkonzert Nr. 1 «Latin»
Antonín Dvořák (1841-1904)
Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 «Aus der Neuen Welt»
Ensemble:
Gstaad Festival Orchestra
Leitung:
Mirga Gražinytė-Tyla, Leitung
Solist:
Gabriela Montero, Klavier
show less